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Joseph Binder (1898–1972)

Joseph Binder, der Namensgeber und Stifter des Wettbewerbs, der sich selbst schon früh als »graphic designer« bezeichnete, war einer der Pioniere des »Wiener Flächenstils«. Die Grundlagen für seine Formensprache bezog er aus der bildenden Kunst: Der gelernte Lithograf und Typograf studierte ab 1922 Malerei an der Wiener Kunstgewerbeschule unter Berthold Löffler, einem Zeitgenossen der gleichfalls an dieser renommierten Lehrstätte wirkenden Secessionisten Kolo Moser, Josef Hoffmann und Alfred Roller, deren künstlerische Erneuerungsbestrebungen nach dem Ersten Weltkrieg in der Werbe- und Gebrauchsgrafik ihren Niederschlag fanden.

Binder machte schon früh bei Plakatwettbewerben in Österreich und Deutschland auf sich aufmerksam und erhielt 1926 als Absolvent der Kunstgewerbeschule mit der besten Gesamtleistung den Staatspreis. Später, in den 1930er- und 1940er-Jahren, folgten u. a. Auszeichnungen des Art Directors Club New York und ein Sieg beim Plakatwettbewerb für die New York World’s Fair 1939. Selbst zum erfolgreichen Gestalter avanciert, war es ihm ein großes Anliegen, dem Designnachwuchs ein Rüstzeug mit auf den Weg zu geben. An seiner Ausbildungsstätte – der späteren Hochschule und heutigen Universität für angewandte Kunst in Wien – selbst zu unterrichten, blieb ihm aufgrund der politischen Umstände versagt. Doch dank mehrerer Gastdozenturen in den Vereinigten Staaten, wo seine Arbeiten und Theorien sehr geschätzt wurden, konnte er in den 1930er-Jahren sein Wissen und Können an junge Gestalter weitergeben.

Nach Aufenthalten in Chicago, Minneapolis, Milwaukee, Los Angeles und New York ließ er sich schließlich ganz in den Vereinigten Staaten nieder und wurde 1944 amerikanischer Staatsbürger. Zu seinen Auftraggebern in Wien hatten Meinl, Arabia Kaffee, Persil, Bensdorp, Wagon-Lit und zahlreiche Institutionen aus den Bereichen Kultur und Tourismus gezählt; in der neuen Heimat arbeitete er u. a. für die U.S. Navy, das Rote Kreuz, die Association of American Railroads und United Airlines. Die Grundlagen seiner Gebrauchsgrafik verewigte er in dem 1934 erschienenen Buch »Colour in Advertising«.

Mit seinen Arbeiten, die sich durch Klarheit, Harmonie und Dynamik auszeichnen, ebnete er der modernen visuellen Kommunikation den Weg. So stand 1935 in der »Minneapolis Tribune« über den Dozenten an der Minneapolis School of Art zu lesen: »Joseph Binder, ein junger Künstler aus Wien, hat die Gebrauchsgrafik in den Vereinigten Staaten und in Europa revolutioniert und etwas geschaffen, das für immer bestehen bleiben wird. Seine Entwürfe für Plakate, Verpackungen und Industrieerzeugnisse sind Schöpfungen im Geiste der modernen Welt.«